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Großgrimma im Umsiedlungsprozess

Nach dem Gemeinderatsbeschluss für eine Umsiedlung droht das Dorfleben zunächst auseinanderzubrechen. Zwei Bürgerinitiativen gründen sich in Großgrimma. Die eine lehnt die Umsiedlung ab und die andere will die Umsiedlung konstruktiv begleiten. Damit die verschiedenen Lager innerhalb der Bürgerschaft nicht völlig auseinander driften, versucht die Bürgermeisterin Sabine M. das Vereinswesen zu stärken.

 

Die Dorfgemeinschaft zusammenhalten

Sehr schnell fällt die Entscheidung, dass die Bewohner Großgrimmas am besten nach Hohenmölsen umsiedeln sollten.

 

Der Südhang im Sonnenlicht

Der Südhang ist zu dieser Zeit noch Ackerland mit wenigen Feldwegen. Sabine M. vereinbart daraufhin mit der Gemeinde Hohenmölsen, diese Fläche als zukünftiges Wohngebiet für die Einwohner Großgrimmas zu reservieren.

Nach dem Gemeinderatsbeschluss für eine Umsiedlung übernimmt Sabine M. fortan nicht nur die üblichen Dienstgeschäfte einer Bürgermeisterin, sondern auch das Projektmanagement der Umsiedlung. Sie vermittelt zwischen dem Bergbauunternehmen MIBRAG, das die Kohle unter Großgrimma fördern möchte, der Landesregierung Sachsen-Anhalt, der Stadt Hohenmölsen und den Bürgern ihrer Gemeinde.

Unter ihrer Regie entsteht zwischen dem Bergbauunternehmen, der Stadt Hohenmölsen und der Gemeinde Großgrimma ein Kommunalvertrag, in dem die grundlegenden Punkte für die Umsiedlung zwischen den Vertragspartnern festgelegt werden. Der Kommunalvertrag stellt die Grundlage für die späteren Umsiedlungsverträge dar, die mit jedem einzelnen Haushalt aus Großgrimma abgeschlossen werden.

 

Ein Angebot zur gemeinsamen Umsiedlung

Die Umsiedlungsverträge ermöglichen Mietern aus Großgrimma, am Südhang von Hohenmölsen ein Eigenheim zu bauen und entschädigen die Hausbesitzer und die Landwirte in der Gemeinde für ihre Immobilien, ihre Grundstücke und Agrarflächen.

Im Gegensatz zu den Umsiedlungen zu DDR-Zeiten, wie sie Dobergast erlebte, läuft die Umsiedlung von Großgrimma sozialverträglich ab. Die Bürger werden angemessen entschädigt und haben Einfluss auf den Prozess der Umsiedlung. Das befördert jedoch gerade unter den zu DDR-Zeiten Umgesiedelten in Hohenmölsen einen gewissen Sozialneid gegenüber den Großgrimmaern.

 

Erst Mitleid, dann Sozialneid

Durch Investitionen an der Schnittstelle vom Südhang zum Stadtkern von Hohenmölsen versucht man Brücken in die neue Heimat zu bauen. Das Bürgerhaus und beispielsweise eine Turnhalle enstehen, die allen Einwohnern Hohenmölsens zugute kommen. So versuchen die Verantwortlichen des Umsiedlungsprozesses, einer Abspaltung des Südhangs vom Rest der Stadt entgegenzuwirken.

Sabine M. gestaltet die Umsiedlung nicht nur mit, sie ist als Großgrimmaer Bürgerin auch selbst davon betroffen. Zusammen mit ihrer Familie muss sie ihre eigene Umsiedlung an den Südhang planen und organisieren. Sie verabschiedet sich persönlich von ihrem alten Zuhause und ihr Mann reißt es für das Abbruchunternehmen GALA sogar selbst ab.

 

Abschied und Abriss

(Text: cs; Interview: asm, jw)

Großgrimma 1995

Im März 1992 beschließt der Gemeinderat von Großgrimma die freiwillige, vorzeitige und gemeinsame Umsiedlung des Dorfes und seiner dazu gehörenden Ortsteile. Die Umsiedlung wird schließlich am 27.11.1998 mit einer feierlichen Abschlussveranstaltung unter dem Motto “Willkommen und Abschied” offiziell beendet.

1995 fotografiert Dietmar Winter Großgrimma und seine Bewohner und hält diese Zeit des “Dazwischen” in seinen Bildern fest.

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Vor dem Eingang zur Gemeindeverwaltung.

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Auf dem Sportplatz wird noch Fußball gespielt.

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Das Feuerwehrhaus mit seinen roten Toren.

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Obwohl sich die Bewohner Großgrimmas schon 1992 mit großer Mehrheit für eine freiwillige, vorzeitige und gemeinsame Umsiedlung entschieden haben, hängen noch 1995 vereinzelt Protestschilder gegen die Umsiedlung an wenigen Zäunen und Häusern.

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Die Poststelle in Großgrimma.

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Einblick in die Friedensstraße.

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Die ehemalige Otto-Schlag-Oberschule von Großgrimma.

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Blick auf das Gemeindehaus Großgrimma.

Weitere Fotos von Großgrimma und seinen Ortsteilen finden sie hier.

(Text: cs, Fotos: Dietmar Winter)