Tag Archiv für Braunkohle

Dobergast vor der Umsiedlung

Der ehemalige Dobergaster Georg S. beschreibt das Dorf in den 1970er und 80er Jahren vor der Umsiedlung. Die meisten Einwohner seien demnach in der Braunkohle tätig gewesen oder hätten in der Landwirtschaft gearbeitet. Dobergast selbst war weitgehend eigenständig und nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

 

Mit dem Postauto nach Hohenmölsen

 

Schon seit den 1950er Jahren kursierten Gerüchte, dass Dobergast dem Tagebau weichen sollte. Je länger sich die tatsächliche Umsiedlung hinauszögerte, desto weniger Aufmerksamkeit schenkten die Dobergaster allerdings den Gerüchten.

 

Gemunkelt wurde schon

 

Georg S. hat zwei Erklärungen für die erst Jahrzehnte später durchgeführte Umsiedlung Dobergasts und den Abbau der Braunkohle auf dem Gebiet des Dorfes.

 

Die Technik fehlte

 

Republikflucht vereitelt Braunkohlenabbau

 

(Text: cs, Interview: asm, jw)

 

Dobergast und Großgrimma heute

Wo einst Dobergast stand, ist heute das Abbaufeld des Tagebaus Profen zu sehen.

Dobergast_heute_minimiert

 

Wo Großgrimma lag, zeugen noch wenige Orte wie das ehemalige Feuerwehrhaus oder der einstige Sportplatz vom damaligen Dorfleben.

Ehemaliges_Feuerwehrhaus_Grossgrimma_minimiert

Ehemaliger_Sportplatz_Grossgrimma_minimiert

(Text: cs; Fotos: jw)

Großgrimma – Ein Dorf zieht um

Die Gemeinde Großgrimma hatte schon 40 Jahre lang den Status “Bergbauschutzgebiet“. Das bedeutet, dass kein Geld mehr in die Gemeinde investiert wurde. Die Infrastruktur des Ortes hatte darunter zu leiden. Es gab nicht einmal eine Kanalisation, das Abwasser lief in Gräben neben den Straßen entlang.

Die Mehrheit der Bevölkerung Großgrimmas war für die Umsiedlung des Ortes nach Hohenmölsen. Zwar gab es auch eine Bürgerinitiative, die sich gegen den Wegzug und die Auflösung der Ortschaft wehrte, doch die Proteste verstummten schon bald nach einer Umfrage des Gemeinderates im Jahr 1993. Dort stimmten 75 Prozent der Einwohner Großgrimmas für den Umzug und weitere 15 Prozent schlossen sich den Befürwortern ebenfalls bald an.

1994 kam es zum Abschluss des Umsiedlungsvertrages. Die Einwohner Großgrimmas sollten demnach in Hohenmölsen ihre neue Heimat finden. 1995 begannen die Bauarbeiten für ein neues Wohngebiet in Hohenmölsen-Süd. Dort sollten Eigenheime und Mietwohnungen für die Menschen aus Großgrimma entstehen. Der Umzug der Großgrimmaer Bevölkerung geschah freiwillig, sogar 10 Jahre früher als vertraglich notwendig. Der erste Spatenstich im vier Kilometer entfernten Hohenmölsen-Süd wurde von den meisten Bewohnern Großgrimmas wie eine Dorfkirmes gefeiert.

Die Gemeinde sollte und wollte zwar auch in ihrer neuen Heimat zusammen bleiben, aber keinesfalls von der Stadt Hohenmölsen isoliert sein. Es wurde deshalb u.a. ein Bürgerhaus, eine Turnhalle und ein Kindergarten für die gesamte Stadt errichtet und Straßen gebaut, auf denen man schnell in die Innenstadt Hohenmölsens kommen kann.

Drei Jahre später waren schließlich alle 800 Einwohner Großgrimmas in Hohenmölsen untergebracht und die Umsiedlung war damit abgeschlossen. Am 1. Juli 1998 wurde Großgrimma schließlich in die Stadt Hohenmölsen eingemeindet.

Die letzte Bürgermeisterin Großgrimmas war Sabine Meinhardt. Sie war maßgeblich an der Umsiedlung der Ortschaft und an den Vertragsverhandlungen beteiligt.

Während die Ortsteile Bösau, Domsen, Mödnitz und Deumen direkt nach dem Wegzug ihrer Bewohner abgetragen wurden, blieb die Siedlung in Großgrimma selbst noch einige Jahre bestehen. Die Bundeswehr nutzte die leerstehenden Gebäude für die Ausbildung ihrer Soldaten zum Kosovo-Einsatz. Erst 2006 begannen dort die Abrissarbeiten, die bis heute andauern.

Quellen:
http://www.stadt-hohenmoelsen.de

http://www.welt.de/print-welt/article660005/Grossgrimma-raeumt-den-Baggern-freiwillig-das-Feld.html

http://www.braunkohle.de/pages/mensch_in_der_braunkohle.php?page=857

http://www.focus.de/panorama/reportage/reportage-mit-dem-bagger-kommt-die-kohle_aid_154787.html
(ah & cs)