Am 1. Juli 1998 wird Großgrimma zur Stadt Hohenmölsen eingemeindet. Fast alle ehemaligen Dorfbewohner haben zu diesem Zeitpunkt ein neues Zuhause in Hohenmölsen oder in der Region gefunden.
Nur 100 km entfernt
Anfangs ist es für viele Großgrimmaer noch ungewohnt im neuen Zuhause, auch für Sabine M. und ihre Familie.
Wie im Hotel
Als die ersten Häuser am Südhang bezogen werden, werden auch die alten Hohenmölsener neugierig und verlegen ihre Sonntagsspaziergänge in das neue Wohngebiet. Dabei kommt es mitunter zu grotesken Szenen.
Wie im Zoo
Das neue Zuhause am Südhang verändert das Gemeinschaftsleben der ehemaligen Bewohner Großgrimmas.
Nach dem Gemeinderatsbeschluss für eine Umsiedlung droht das Dorfleben zunächst auseinanderzubrechen. Zwei Bürgerinitiativen gründen sich in Großgrimma. Die eine lehnt die Umsiedlung ab und die andere will die Umsiedlung konstruktiv begleiten. Damit die verschiedenen Lager innerhalb der Bürgerschaft nicht völlig auseinander driften, versucht die Bürgermeisterin Sabine M. das Vereinswesen zu stärken.
Die Dorfgemeinschaft zusammenhalten
Sehr schnell fällt die Entscheidung, dass die Bewohner Großgrimmas am besten nach Hohenmölsen umsiedeln sollten.
Der Südhang im Sonnenlicht
Der Südhang ist zu dieser Zeit noch Ackerland mit wenigen Feldwegen. Sabine M. vereinbart daraufhin mit der Gemeinde Hohenmölsen, diese Fläche als zukünftiges Wohngebiet für die Einwohner Großgrimmas zu reservieren.
Nach dem Gemeinderatsbeschluss für eine Umsiedlung übernimmt Sabine M. fortan nicht nur die üblichen Dienstgeschäfte einer Bürgermeisterin, sondern auch das Projektmanagement der Umsiedlung. Sie vermittelt zwischen dem Bergbauunternehmen MIBRAG, das die Kohle unter Großgrimma fördern möchte, der Landesregierung Sachsen-Anhalt, der Stadt Hohenmölsen und den Bürgern ihrer Gemeinde.
Unter ihrer Regie entsteht zwischen dem Bergbauunternehmen, der Stadt Hohenmölsen und der Gemeinde Großgrimma ein Kommunalvertrag, in dem die grundlegenden Punkte für die Umsiedlung zwischen den Vertragspartnern festgelegt werden. Der Kommunalvertrag stellt die Grundlage für die späteren Umsiedlungsverträge dar, die mit jedem einzelnen Haushalt aus Großgrimma abgeschlossen werden.
Ein Angebot zur gemeinsamen Umsiedlung
Die Umsiedlungsverträge ermöglichen Mietern aus Großgrimma, am Südhang von Hohenmölsen ein Eigenheim zu bauen und entschädigen die Hausbesitzer und die Landwirte in der Gemeinde für ihre Immobilien, ihre Grundstücke und Agrarflächen.
Im Gegensatz zu den Umsiedlungen zu DDR-Zeiten, wie sie Dobergast erlebte, läuft die Umsiedlung von Großgrimma sozialverträglich ab. Die Bürger werden angemessen entschädigt und haben Einfluss auf den Prozess der Umsiedlung. Das befördert jedoch gerade unter den zu DDR-Zeiten Umgesiedelten in Hohenmölsen einen gewissen Sozialneid gegenüber den Großgrimmaern.
Erst Mitleid, dann Sozialneid
Durch Investitionen an der Schnittstelle vom Südhang zum Stadtkern von Hohenmölsen versucht man Brücken in die neue Heimat zu bauen. Das Bürgerhaus und beispielsweise eine Turnhalle enstehen, die allen Einwohnern Hohenmölsens zugute kommen. So versuchen die Verantwortlichen des Umsiedlungsprozesses, einer Abspaltung des Südhangs vom Rest der Stadt entgegenzuwirken.
Sabine M. gestaltet die Umsiedlung nicht nur mit, sie ist als Großgrimmaer Bürgerin auch selbst davon betroffen. Zusammen mit ihrer Familie muss sie ihre eigene Umsiedlung an den Südhang planen und organisieren. Sie verabschiedet sich persönlich von ihrem alten Zuhause und ihr Mann reißt es für das Abbruchunternehmen GALA sogar selbst ab.
Für die ehemaligen Bewohner des Dorfes Großgrimma wurde ab 1995 ein neues Wohngebiet am sog. “Südhang” in Hohenmölsen errichtet. Neben Eigenheimen und Mietshäusern entstand u.a. das Agricola-Gymnasium, ein Bürgerhaus für Vereine, eine Stadtbibliothek, eine Turnhalle sowie ein Kindergarten. Die Straßennamen des ehemaligen Großgrimmas wurden übernommen und es wurde darauf geachtet, dass die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen den umgesiedelten Bewohnern erhalten blieben, wenn dies gewünscht wurde. 1998 zogen die letzten Einwohner Großgrimmas nach Hohenmölsen-Süd um. Diese Fotostrecke zeigt die neue Heimat “Südhang” der ehemaligen Großgrimmaer.
Die Verbindung vom Altmarkt in der Innenstadt zum Südhang.
Man blickt auf eine große Hügellandschaft hinab, die geprägt ist von Bäumen und Feldern.
Großgrimma ist hier noch immer verankert.
Der “grüne” Südhang.
Wander- und Radwege laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
Hier lernen die Staatsanwälte und Ärzte von morgen (Agricola-Gymnasium).
Die Sporthalle am Agricola-Gymnasium.
Das Bürgerhaus mit der Stadtbibliothek als Veranstaltungszentrum.
Die Bushaltestelle dient heute auch als Treffpunkt der Jugend der Stadt.